Warum bekommt das Parkett im Winter Risse?

Mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit wiederholen sich alljährlich die Telefonanrufe und Fragen der Kunden im Parkettbetrieb während der Heizperiode; das Parkett hat Risse, Fugen sowie Spalten und was man sonst noch für schreckliche Bezeichnungen in diesem Zusammenhang hören muss. Die Kundschaft zu beruhigen und ihr zu erklären, dass es sich um einen ganz natürlichen Vorgang über Quellen und Schwinden beim Werkstoff Holz handelt, ist gewiss nicht einfach.

Über dieses Kundenverhalten muss man sich eigentlich wundern; denn in dieser Zeit wird soviel über biologische Baustoffe und Materialien, natürliche Werkstoffe und gesundes Leben gesprochen und geschrieben, aber der Verbraucher ist offensichtlich nicht in der Lage einen natürlichen Vorgang, wie dieser dem Werkstoff Holz nun mal eigen ist, nachzuvollziehen.

Kommt nun der Parkettleger-Fachmann und versucht zu erklären, dass Holz ein hygroskopisches Material ist, dass es sich dem gegebenen Raumklima anpasst und sich dadurch die Holzfeuchte wie auch das Volumen des Parketts verändern, dann ist nicht nur das zuvor erwähnte Misstrauen, sondern teilweise großes Unverständnis vorherrschend.

Parkett wird nach DIN 280, Blatt 1 bis 4, mit einer Holzfeuchte von 9 +/- 2 % geliefert und soll auch so eingebaut oder verlegt werden. Diese Holzfeuchte entspricht einem Raumklima von 20 bis 22 Grad Celsius und 55 bis 60 % relativer Luftfeuchtigkeit. Der diesbezügliche Hinweis ist auch in der Parkettpflegeanleitung, die nach Ausführung der Arbeiten mitgeschickt wird, zu finden, welche entsprechende DIN 18356 Parkettarbeiten dem Kunden nachweislich zugänglich gemacht werden muss. Das zuvor erwähnte Normalklima soll im Jahresdurchschnitt erreicht werden; es wird jedoch im Sommer naturbedingt überschritten und im Winter durch Beheizung der Räume mit den üblichen Heizungsarbeiten überschritten. Dementsprechend ist eine Veränderung des Naturproduktes Holz unausbleibbar.

Parkett ist entscheidend von raumklimatischen Verhältnissen abhängig. Durch Störung des Raumklimas, insbesondere durch Veränderung der relativen Feuchte innerhalb der Raumluft ergeben sich einerseits negative andererseits positive Einwirkungsmöglichkeiten auf verlegte Holzböden, insbesondere Parkett. Dies bedeutet, dass bei einer relativen Luftfeuchtigkeit im Sommer von 75 Prozent und der Temperatur von 20 Grad Celsius die Holzfeuchte 14,5 Prozent betragen wird, während im Winter bei künstlicher Beheizung der Räume die relative Luftfeuchtigkeit auf 45 Prozent absinkt bei gleicher Raumtemperatur von 20 Grad Celsius, so dass dann eine Holzfeuchte von im Mittel 8,4 Prozent vorhanden ist. Es kann durchaus möglich sein, dass in beheizten Räumen, gleichgültig ob es sich um Fußbodenheizung oder die übliche Konvektorenheizung handelt, eine relative Luftfeuchtigkeit von 34 Prozent und niedriger entsteht, so dass die Holzfeuchte dann lediglich 6,8 Prozent ausmacht. In solchen Fällen kommt es zwangsläufig zu Fugen im Parkett.

Durch das werkstoffbedingte Quellen und Schwinden des Holzes entstehen geringe und kleinste Fugenbildungen auch im Versiegelungsfilm. Gerade diese Situation wird oftmals vom Verbraucher zu einer Katastrophe hochgejubelt mit dem Hinweis darauf, dass nunmehr Wasser und Schmutz in den Parkettboden eindringen können und dies obwohl die Versiegelung nicht die Aufgabe hat, einen Parkettboden wasserfest zu machen; denn die Versiegelung dient in der Hauptsache der Werterhaltung der Parkettoberfläche und einer bedeutenden Pflegeerleichterung.

Ein erstes Fazit dieser Betrachtung ist, dass wenn das Raumklima im jahreszeitlichen Ablauf nicht ausgeglichen wird, dann in der heizfreien Zeit das Parkett unter Quellendruck-Spannung steht, während am Ende jeder Heizperiode eine mehr oder weniger sichtbare, flächenunterschiedliche, geringfügige Fugenbildung wahrzunehmen ist. Die sich in der heizfreien Zeit einstellenden kleinen Fugen (unzutreffenderweise spricht der Kunde oft von Rissen) können aber ohne weiteres durch zusätzliche Befeuchtung innerhalb des Raumklimas, auch während der Heizperiode positiv beeinträchtigt oder völlig verhindert werden. In den Fällen, in welchen zusätzliche Raumbefeuchtungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden, erfolgt zwangsläufig eine stärkere Austrocknung des Holzes, was in der Tat bedauerlich und unverständlich erscheinen muss, weil doch mit einem vergleichsweise geringem Aufwand die Steuerung der Raumluftbefeuchtung auf etwa 55 Prozent ohne weiteres möglich ist. Zu empfehlen sind Raumbefeuchter mit eingebauten Steuerhygrostagen (Feuchtigkeitsregler). Am besten haben sich Verdunster bewährt, die allerdings auch gepflegt werden müssen. Das verbleibende Restwasser ist auszugießen, der gesamte Apparat sollte alle zwei Wochen gesäubert und die eingesetzten Matten alle vier bis acht Wochen erneuert werden. Der Wasserverbrauch der Luft beträgt innerhalb von 24 Stunden in einem Zimmer von etwa 16 Quadratmetern unter Berücksichtigung normaler Wohnungseinrichtung zwischen 2 – 4 Liter. Ein eingerichteter 25 Quadratmeter großer Raum, 2,50 m hoch, braucht bei 20 Grad Celsius innerhalb 24 Stunden etwa 6 Liter Wasser. Und gerade hierauf kommt es an, weil nur durch Raumluftbefeuchter die Trocknungsbeanspruchung erheblich eingeschränkt wird. Eine Steuerung und Einhaltung der relativen Luftfeuchte von 55 Prozent ist empfehlenswert, denn sie hat folgenden Vorteil:

  • Vermeidung nicht mehr tolerierbarer Austrocknung des Parketts
  • Minimierung von Fugenbildung
  • Verminderung von Schwindspannungen in der Klebstoffschicht und auch im Hinblick auf die Unterböden
  • Verbesserung der Lufthygiene

Wenn man, wie zuvor beschrieben, davon ausgeht, dass Parkett im Sommer eine höhere und im Winter, insbesondere bei Fußbodenheizung, eine sehr viel niedrigere Holzfeuchte hat, so ist der Mittelwert mit etwa acht Prozent anzugeben. Die Parkettwirtschaft wird bei der jetzigen Überarbeitung von DIN 18356 und DIN 280 klären müssen, ob der Mittelwert von 8 Prozent mit einer Toleranz von +/- 1 % anzustreben und zu erreichen ist. Man kann bei den heutigen Heizungskonstruktionen davon ausgehen, dass die raumklimatischen Verhältnisse eher zu niedrig (zu trocken) als zu hoch (zu feucht) sind und in Zukunft sein werden. Aus allen diesen Gründen (Raumklima/Holzfeuchte/Heizungssysteme) ergibt sich die Erkenntnis, dass innerhalb der Holzwerkstoff-Zerlegeeinheiten unvermeidbar sind. Fugenbreiten zwischen 0,1 Millimeter bis 0,5 Millimeter sind im jahreszeitlichen Ablauf als durchaus normal anzusehen. Fugenbreiten zwischen 0,5 Millimeter und einem Millimeter sind auffällig und geben Anlass zu Beanstandungen, wobei aus sachverständiger Sicht anzumerken ist, dass Fugenbreiten von einem Millimeter und darüber hinaus tatsächlich als nicht mehr tolerierbar angesehen werden müssen. Die zuletzt erwähnten Fugen treten aber nur dann auf, wenn die Luftfeuchte in den betreffenden Räumen nicht kontrolliert und auch nicht gesteuert wird. In solchen Fällen kann von „Wohnhygiene“ und dem Wohlbefinden des Bewohners nicht mehr die Rede sein.

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